Mittwoch, 25. Februar 2015

Aachen | Das große Fressen und Saufen ... (2)

Was gab es nicht alles an Kneipen und Restaurants in Aachen in den vergangenen Jahrzehnten. 

Von manchen hab ich nie was gehört. Andere habe ich niemals betreten, in weiteren bin ich häufig und gerne eingekehrt und etliche haben sich unauslöschlich in mein Gedächtnis sowie auf meine Leber eingebrannt ...

Wie bereits in Teil 1. erwähnt, - abgescannt habe ich das Material aus den Aachener Magazinen 1. Aachener Kneipen und Veranstaltungskurier | rülps  aus dem Jahre 1979 (es gab eh nur diese eine Nummer) und dem Veranstaltungsmagazin für Aachen | "Die Printe" aus den Jahren vor oder mitten oder sogar bis etwa nach 1983. Keine Ahnung mehr ...

In der Kneipe ´Das Nest´ in der Jakobstraße zwischen der Kirche St. Jakob und der Kreuzung Schanz bin ich einige male mit Leuten aus der Malteserkeller-Clique gewesen, wenn uns gar nichts mehr einfiel. 

Ich war zu jener Zeit "trocken", kann mich aber nur noch daran erinnern, daß der Laden ziemlich dunkel und angekeimt gewesen war und daß man dort relativ entspannt ein Sechsblatt ziehen konnte, was allerdings zur Folge hatte, daß nicht nur unsere Clique sich schlagartig mit Leuten aus der Fottjesech-Fraktion vermehrte, die man nie zuvor gekannt haben wollte.

1979 Kneipe Nest
Ich fand den Schuppen nie besonders prall ...
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Die ´Gaststätte Zur Pumpe´ auf der Rückseite vom Bushof direkt an der Stadtbibliothek hab ich nie betreten, kann mich aber erinnern, daß da mal was gewesen war.

Nur wenige Meter ums Eck gab es damals noch die Pinte  ´Türmchen´ bei Erwin und Stanek. Dazu später oder ein andermal mehr ...



1979 Gaststätte Zur Pumpe
Heute ist da jedenfalls ein hübscher Blumenladen drinnen.
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Hirschgraben 7 neben dem früheren Hifi-Laden Witte und von der Heyden mit der Gaststätte ´Das Loch´??? Bin ich nie drinnen gewesen ...



1979 Gaststätte Das Loch
 ... bei Witte und von der Heyden dafür um so öfter, für um Elektronik-Gerümpel zu kaufen.
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So! Jetzt aber ...! 

Das alte Reuterhaus, als es noch ein gemütliches Kneipen-Restaurant für ein einerseits gutbürgerliches und andererseits ziemlich studentisches Publikum war.

Reuterhaus 1850 - 1978

So wie in Aachen am 19. Oktober 1959 die erste Schallplatten-Diskothek der Welt im damaligen Scotch-Club am Dahmengraben entstand, so wurde im Jahre 1850 von Paul Julius Reuter in der Aachener Pontstraße 117 die Nachrichtenagentur Reuters (anfangs noch mit Brieftauben) gegründet.

In den Siebzigern bis Mitte der Achtziger des vergangenen Jahrtausend bin ich dort oft und gerne eingekehrt. Zu jener Zeit waren die Speisen und Getränke durchaus gepflegt und trotzdem bezahlbar auch für das mittelgroße Portemonnaie.

In dieser seligen Prä-Bionade-Epoche gab es zwar auch schon diese seltsamen Öko-Vögel und Müsli-Tuppese, die einem gerne mal auf den Sesam-Keks gingen ...



 ... aber Manns- wie Weibsvolk hat brav und ohne herum zu sülzen, seinen/ihren aus Holland geschmuggelten Javaanse Jongens geraucht. Der Laden hatte stets eine gut durch gemischte und vor allem gut geräucherte olfaktorische Note von so allerlei Ausdünstungen aus Küche und Körper.

Irgendwie hat dort auch immer jemand gearbeitet, den man näher kannte. Wenn man in einer stillen Ecke half, das Besteck auf Vorrat in Servietten zu rollen oder auch mal den einen oder anderen Tisch abräumte, nachdem die Gäste gegangen waren, konnte man immer ein kleines Häppchen oder ein Schlückchen als "Entlohnung" abfassen.

Wenn man den damaligen Laden betrat, stand gleich rechts hinter dem Eingang an der linken Wand der ständig ratternde Nachrichtenticker auch  Fernschreiber genannt. 

Genau erinnern kann ich mich nicht mehr aber ich glaube, das Teil sah etwa so aus. (Quelle: Rtty Collection)

Während der Entführung (und späteren Ermordung) des italienischen Politikers Aldo Moro im Frühjahr 1978 wurden weite Teile der deutschen Druckindustrie bestreikt

Heerscharen von Aachenern bevölkerten damals das Reuterhaus in der Pontstraße, um an Nachrichten zu gelangen. Den ganzen neumodischen Medienkram gab es zu jener Zeit noch nicht ... :-))).

Hinter diesem Link gibt es ein Bild vom Reuterhaus aus einer Zeit, wo es auch noch was anderes in dieser Straße gab, außer Gastronomie in allen Variationen und Gütestufen.

Das Reuterhaus nennt sich eigentlich Reuters House und die Zeiten, wo man in einer stillen Ecke helfen durfte, das Besteck in Servietten zu rollen, für um ein kleines Häppchen oder ein Schlückchen abzufassen, sind definitiv schon länger vorbei und kennen tu ich auch niemanden mehr dort.

Bilder hab ich leider(!!!!!) keine eigenen aus jener Zeit. Selbst das Internet gibt so gut wie nichts her, wo man dort doch sonst für jeden Driss fündig wird.

Da muss ich mal beim Fürsten der Ponte und den anderen Veteranen/-innen anfragen.
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Damit das Ganze nicht zu trocken bleibt, noch ein Bild von mir von einer alten Degraa-Kneipe auf der oberen Pontstraße aus dem Jahre 1988. War eine urige Alt-Öcher Bürgerkneipe mit deftigen Essen und jede Menge Oecher Spröch.

Ist auch schon seit längerem Geschichte ...

Degraa Pontstraße

Und das passt doch super zu dem folgen Restaurant, wo man gegenüber vom Degraa an der Hauswand noch ein Stück vom Schild erkennen kann, was auf die Existenz des SYMPOSIO hinweist.
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Eine Werbung vom Restaurant SYMPOSIO in der Pontstraße 1 aus dem Jahre 1988. 

1988 SYMPOSIO 

Mir fällt jetzt wieder ein, daß ich dort mal gegessen habe. Erinnern kann ich mich an nichts im Detail. Weder wann noch was ... nichts ... gar nichts!

In diesen Räumen führt seit gefühlten Ewigkeiten der Stefan Dreher sein sehr angenehmes Café Egmont, wo ich sogar mal vor der Eröffnung anno Tobak ein oder zwei Tage bei den Arbeiten zur Innenausbau gearbeitet hatte. Das ist verdammt lange her ...

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Bisher sind zu diesem Thema erschienen:

Aachen | Das große Fressen und Saufen ... (1) 
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Wie geht es hier weiter? 

Demnächst werde ich mal mein ganzes Material zu Klaus Paier und Josef Stör (ist überschaubar) und dem Malteserkeller e.V. (das könnt´ne längere Geschichte werden) anfangen, zu verballern.
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Ach ja! Bei der Gelegenheit möchte ich nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß der Kollege Jules van der Ley wieder begonnen hat, seinen Teppich der Skurrilitäten weiter zu knüpfen

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Tschüß und Adieda

Dienstag, 24. Februar 2015

Kaugummi, Kippen und Kondome ... (9)

Würselen also dies mal ...

So oft komm ich da nicht hin und in die Gegend rund um die Bahnhofstraße im Bereich der alten Singer-Nadelfabrik noch seltener. Dabei ist es gruselig schön da ...

Was für eine geile Candeeiro an der Wand eines verblichenen Standortes der früheren lokalen Metalomecânica. Da wird der zip wohl neidisch werden ...


 OK! Die notdürftigen Belange der Menschheit ließen sich auch schon mal kommoder verrichten.



Egal! Gegenüber von dieser früheren Fabrik zur Herstellung von Nadeln und Spezialnadeln SNF hat´s diese wunderschöne Ruine einer alten Tankstelle ...



... mit einem zum träumen verleitenden Kaugummi-Automaten mittenmang von den Diesel-Zapfsäulen.


Ich kann die kleinen Kinderlein förmlich imaginieren, wie sie vor Begeisterung in ihre niedlichen Patsche-Händchen klatschen für ´nen leckeren Bubblegum ...


 Cool!


Kippen- und Kondomkästen hab ich diesmal keine entdecken können. Die Ecke ist durchgeraucht und abgefuckt ...


 Da hilft auch kein nagel(n) mehr.

Adieda

Donnerstag, 19. Februar 2015

Heimatabend Aachen | Dokumentation über´s Westzipfler

Eine ziemlich reizende Dokumentation über die westlichste Großstadt im Land, erzählt von einer

> mutmaßlichen  Ex-Buchhalterin der Barbarina-Bar (mehr) mit maoistischer Vergangenheit und mutmaßlichen KBW-Erfahrungen, wie der Wiki zu entnehmen ist,

> von einem Ex-Bürgermeister dieser Stadt, in dessen zehnjähriger Amtszeit mehr staatsanwaltschaftliche Durchsuchungen von Büro, Wohnung und Kanzlei (u.a. wegen einer mutmaßlichen  Müll-Affäre) stattfanden, als in meinen gut sechs Lebensjahrzehnten bei mir zu hause,

> von einem immer leicht traumatisiert wirkenden Ex-Unterhaltungskünstler aus dem Fernsehen, der nichtsdestotrotz noch immer ein begnadeter Hobbykoch ist, wie ich mir persönlich erlöffeln durfte und dessen Wahrnehmungen zu Aachen auf höchst angenehme Art und Weise authentisch und glaubwürdig rüber kommen,

> von einem geachteten mutmaßlichen Ex-Schmuggler von der berüchtigten Aachener Kaffeefront

> von einem Ex-DJ, der die erste Diskothek der Welt! unter dem Einsatz von Schallplatten (im Ernst!!!) in Aachen ins Rampenlicht der Öffentlichkeit rückte,

> von der Enkelin eines damals beliebten Ex-Bürgermeisters der Stadt, aus dessen familiären Umfeld auch mein Deutschlehrer am Abend-Gymnasium stammte, dem ich die Liebe zur deutschen Sprache verdanke,

> sowie weiteren Menschen des Aachener Lokalkolorit, die ich teilweise kenne und schätze,

> und hier ist insbesondere eine der letzten großen Damen dieser Stadt zu nennen, Frau Dorothée Hugot, der Gemahlin und Witwe des leider bereits verstorbenen Aachener Architekten, Bauhistorikers, Stadtkonservators und Dombaumeisters Leo Hugot, vor deren angenehmen und würdevollen Art ich als geläuterter junger Alt-68er stets bereit bin, mich zu verneigen ...





Im Bildmaterial sind auch ein paar Film-Schnippsel zum Soerser Pop-Festival von 1970 enthalten (zu dem ich irgendwann mal was großes mache) und eine kleine Inkorrektheit. 

So gab es in den Siebzigern bis etwa Mitte der Achtziger nicht nur eine großartige philosophische Fakultät an der Aachener RWTH, wo sehr viele junge Frauen immatrikuliert gewesen waren (ich weiß es, denn ich war dabei ... :-) ...), sondern auch eine beeindruckende Fach-Hochschule für Sozialpädagogik auf der Hörn, mit einem ebenfalls immensen Anteil an Frauen. 

Zu jener Zeit hatten wir sehr wohl einen nicht zu knappen demographischen Frauenüberschuss in der Stadt (ich weiß es, denn ich war dabei ... ;-) ...)!

Wen ich vermisse? Einen inzwischen auch nicht ganz ungeläuterten Onkel Kurt, der in gnadenvoller Altersmilde für so manche Überraschungen sorgt.

Adieda


Mittwoch, 18. Februar 2015

Kaffee & Tee Jansen | Noch mehr Bilder ...

Der Herr Jansen hat noch einige Bilder der früheren Filialen seiner Eltern gefunden, die ich hier zur Ergänzung der Bildersammlungen in den bereits zuvor eingestellten Artikeln veröffentlichen möchte.

Dieses bereits von mir eingestellten Artikel waren

Lütticher Straße | 7. Teil | Kaffee & Tee Jansen und

Kaffee & Tee Jansen | Noch ein Nachschlag ...

Dort hatte ich u.a. das Stammhaus vom Firmengründer Karl Jansen und seine verschiedenen Filialen in Aachen vorgestellt und diese Beiträge mit einer üppigen Bildersammlung versehen.

Hier nun noch ein paar Photos ...

Im Stammhaus in der Jülicher Straße 76 wurde in den ´50/´60-iger Jahren der Kaffee nicht nur frisch geröstet, sondern auch noch von Hand verlesen.


Auf dem folgenden Photo ist die Stammfiliale in der Jülicher Straße 76 mal von einer anderen Perspektive aus abgelichtet worden als in den beiden ersten Beiträgen zu sehen ist.

Es sind am Nachbarhaus noch vereinzelte Einschüsse aus den Kriegstagen zu erkennen.

Ich kann den Duft von Karl Jansen seinem Geschäft für Kaffee, Tee und Süßwaren in Verbindung mit dem Geruch des Damensalons im selben Haus quasi bis hier und heute riechen.


Aus der selben Perspektive (etwas unscharf) und wieder mit dem Herren mit dem Fahrrad vor dem Damensalon allerdings ohne die Dame auf dem Rad, die auf den Bürgersteig fährt. Hätte ich nicht gedacht, daß das damals schon so ohne große Hemmungen praktiziert worden ist ...


 Die Schaufensterfront des Geschäfts in der Jülicher Straße.


Wer mögen wohl die beiden Damen gewesen sein, die man hinter der Scheibe erkennen kann?


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In der Südstraße wurden von Karl Jansen drei Filialen zu unterschiedlichen Zeiten in verschiedenen Räumlichkeiten betrieben. Das waren in chronologischer Reihenfolge die Läden in den Häusern mit der Nummer 56, mit der Nummer 34A und mit der Nummer 8. Sie waren von der Innenausstattung her ziemlich gleich, da sie alle vom selben Betrieb für Ladeneinrichtungen und Ladenausbau eingerichtet worden waren.

Diese Geschäfte habe ich hier Lütticher Straße | 7. Teil | Kaffee & Tee Jansen vorgestellt.

Von der dritten und letzten Filiale aus der Südstraße 8 gibt es diesmal kein weiteres Bild.

Von dem zweiten Geschäft in der Südstraße 34A (da wo heute der Cocoon | Vintage Store drinnen ist) gibt es die folgenden drei Photos.

Eine nicht ganz gelungene Innenaufnahme.


Der Eingang mit einem offensichtlich auf das üppigste heraus geputzte Vorweihnachts-Schaufenster.



Sowie dieses Photo aus einer anderen Jahreszeit mit einer verführerischen Dekoration von Kaffees, Tees, Honig und Süßwaren sowie einige Flaschen Cinzano.


Stolze Preise waren das damals. 125 Gramm Brasil für 2,25 DM, 125 Gramm Maragogype für 2,75 DM oder 125 Gramm Hotel-Mischung für 3,00 DM.

Auch auf diesem Bild ist wieder eine Person hinter der Scheibe zu erkennen, die man auf den Papierabzügen jener Jahre wahrscheinlich noch nie wahrgenommen hat.


Toll, daß ich mich auch mal wieder an den Mecki aus der Hör Zu
erinnern durfte.
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Aus der ersten Filiale in der Südstraße 56 hat mir Herr Rolf Jansen (der Sohn vom Firmengründe Karl Jansen) diese wunderschöne Aufnahme zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt.

Seine zu Recht stolz strahlende Frau Mutter in ihrem Reich der Genüsse ...



... vor einer WMF-Gastronomie-Kaffeemaschine vom "Typ 1000 Blitz".





Danke Herr Jansen aus der Pontstraße für diese kleine Reise in die guten alten Zeiten.

Sonntag, 15. Februar 2015

Lütticher Straße | (8) | 1915 bis 1945 Emmichstraße

Emmichstraße??? Ja! Richtig gelesen …! Emmichstraße!!!

So wurde die Lütticher Straße zwischen 1915 bis 1945 im Abschnittsbereich von der Schanz bis hin zum Amsterdamer Ring genannt, so stand es auf alten Briefbögen und in historischen Adressbüchern.


Der Herr Kohnen Senior von der Teppich-Reinigung Kohnen in der Lütticher Straße 3A ist einer der wenigen noch lebenden Zeitgenossen, der sich daran erinnern konnte, daß die Straße mal eine Zeitlang Emmichstraße hieß. Seit 1929 betreibt dieser  Familienbetrieb mittlerweile in der vierten Generation sein Geschäft auf der Straße.

Manche Bewohnerinnen und Bewohner hatten zwar davon gehört, - aussagekräftige Erklärungen hierfür konnte mir für die Benennung in Emmichstraße niemand geben.

Ich hab eine ganze Weile gebraucht, herauszufinden, wer dieser Emmich gewesen und weshalb die Straße nach ihm benannt worden war. 

Albert Theodor Otto von Emmich war ein General der Infanterie  des Ersten Weltkriegs und maßgeblich an der Erstürmung, Besetzung und  Eroberung der Stadt Lüttich bzw. die die Stadt umgebenden Forts beteiligt.

Emmich,Albert Theodor Otto von, * 4.8.1848 Minden, + 22.12.1915 Hannover, Militär.

General der Infanterie. Emmich trat 1866 ins Heer ein und nahm am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Nach verschiedenen Beförderungen wurde er 1909 General der Infanterie und Kommandierender General des X. Armeekorps (Hannover). 1912 wurde er geadelt. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges eroberten seine Truppen am 7.8.1914 die Festung Lüttich.

General von Emmich

This image is in the public domain because its copyright has expired (Autor Senkder)


Zu Beginn des Ersten Weltkriegs führte Emmichs Armeekorps am 4. August 1914 (an seinem 66. Geburtstag) u.a. von Aachen aus, die erste größere Aktion des Krieges durch, nämlich die Eroberung von Lüttich, wodurch dem nachrückenden deutschen Heer der Weg nach Frankreich freigemacht werden sollte. Dafür wurde ihm als erstem deutschen Offizier während des Krieges der Orden Pour le Mérite verliehen.



Während - im zu jener Zeit typischen deutschen Sprach-Duktus - in dieser an maßloser Überheblichkeit kaum zu überbietenden Eloge ´Unser Emmich´ an den Herrn General eingangs von den Verdiensten ...

„ ... eines unserer populärsten Führer in diesem Kriege, des Generals der Infanterie Exzellenz von Emmich, dem wir das glückverheißende Präludium von Lüttich verdanken ...“ (Quelle)

… die Rede ist, stellte sich die wahre Situation an der Maas in Lüttich zeitweilig gänzlich anders dar.
 

Die deutsche Heeresführung des I. Weltkrieges hatte die Kampfkraft der von ihnen so genannten belgischen „Praliné-Soldaten“ gewaltig unterschätzt und konnte Lüttich nur unter massiven Verlusten einnehmen. Im Detail wiederum nachzulesen hier:  

Eroberung von Lüttich im Jahre 1914




Schützenlinie belgischer Infanterie bei Herstal

This image is in the public domain because its copyright has expired (Le Miroir)


Wer sich in dem oben genannten Sprach-Duktus mal so richtig suhlen möchte, dem stelle ich die Lektüre des Kapitels ´Lüttich im Sturm genommen´ anheim.

Das ist ganz starker Tobak und ein Fall für mehrere Aspirin …
 


Im Jahre 1915 wurde der Abschnitt von der Schanz bis hin zum Amsterdamer Ring dann nach diesem General Emmich benannt.


Während es heute deutschlandweit noch immer viele Städte und Ortschaften gibt, die eine Emichstraße vorzuweisen haben, wurde in Aachen die Rückbenennung in Lütticher Straße ziemlich zeitnah 1945 kurz nach Kriegsende durchgeführt.

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Es gibt noch einige weitere Quellen im Internet zu dem damaligen Namen der Straße:

Der jüdische Friedhof der Stadt bestand ab 1822 an der Lütticher Straße, der früheren Emmichstraße. Da ein eigenes Begräbnisgelände fehlte, ...“ aus
 

Am 28.6.1939 zogen Antonie und David Kaufmann nach Aachen. Sie waren dort bis zur Deportation 1942 in der Emmichstraße gemeldet, heute ist das wieder die Lütticher Straße.“ aus
 


Sehr viel Interessantes zu den letzten Kriegstagen im September/Oktober 1944 rund um die Lütticher Straße kann man dem PDF-Dokument


des Bernhard Poll entnehmen.
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editorische Notizen | Varia und Trivia

Diesen Artikel zur Emmichstraße wollte ich schon seit geraumer Zeit vom Tisch haben. Nach einem sehr nettem und ergiebigen Interview mit vier jungen Herren vom Corps Montania, wo es u.a. auch um diese Fußnote der Geschichte zur Lütticher Straße ging, habe ich das soeben mal erledigt.
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An dieser Stelle möchte ich eine Zusammenstellung aller Artikel zum Thema anbringen:


Die Lütticher Straße | Von der Schanz bis Jüdischen Friedhof | Teil 1

Information über einen Nachtrag zur Lütticher Straße | Teil 1

Die Lütticher Straße | 2. Teil
 
Die Lütticher Straße | 3. Teil

Die Lütticher Straße | 4. Teil 

Die Lütticher Straße | 5. Teil | Bei Mimi

Die Lütticher Straße | 6. Teil | Die Franzosenzeit 

Lütticher Straße | 7. Teil | Kaffee & Tee Jansen 

Kaffee & Tee Jansen | Noch ein Nachschlag ...

Die Lütticher Straße | Bei Mimi | Nachtrag zum Teil 5 

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Dienstag, 10. Februar 2015

Aachen | Das große Fressen und Saufen ... (1)

Wer zählt die Zecher, nennt die Namen, die gastlich hier zusammen kamen? (frei nach Schiller aus »Die Kraniche des Ibykus«)

Die erste Aachener Gaststätte, in die ich meinen Fuß hinein gesetzt hatte, war das Restaurant Reulen in der Sandkaulstrasse 109.


Im Juli 1970 war´s gewesen. In Aachen fand das legendäre Open Air Pop Festival auf dem Reiterstadion Soers statt. Mach ich mal irgendwann was darüber.

Hab einen Spaziergang in die Stadt gemacht und bin mit Ruck- und Schlafsack sowie leicht hautgout und hungrig da mal rein gegangen.

Als ich am Tisch saß und meine Bestellung aufgegeben hatte, fragte mich der Wirt doch tatsächlich, ob ich auch genug Geld hätte für die Rechnung ... Ich hatte! 

Der Laden war eigentlich gar nicht mal so teuer und auch ganz gut in der Qualität. 

Später hat das wohl jemand anderes übernommen und Karl Pach
vom Aachener Untergrund fand den Laden im Jahre 2009 wohl nicht so pralle.

Heute ist da die Café&Bar ZuHause drinnen.

Bin nie wieder rein gegangen ... Nie wieder!!!
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Dafür im Laufe der Jahrzehnte in hunderte andere Kneipen, Restaurants, Kaschemmen, Clubs, Tanzschuppen und sonstige Lokale von Hui bis Pfui ...

Zwei Läden haben meinen späteren Werdegang (wohin auch immer?) nachhaltig geprägt.

Das Forum bei Julio in der Wirichsbongardstraße am Elisenbrunnen ...

Forum bei Julio | 1976

... und das Degraa am Theater unter der Leitung der Degraa-Brauer-Dynastie der Familie Schwichtenberg und dem Willi Vonderbank link1 und link2, mit dessen Nichte ich wenige Jahre später eine ganz deftige Amour fou hatte.

Degraa am Theater

Der Julio hieß phonetisch so was wie ´Dificenzio´ mit Nachnamen  oder ähnlich. 

Er war ein fast blinder italienischer Anarchist mit einem außergewöhnlichen Krollekopf, der des öfteren seinen Strom für die Kneipe nicht bezahlen konnte. 

Dann brannten auf den Tischen und der Theke Kerzen, an denen er sich gerne seine Zigaretten angezündet hat, was seiner Frisur mitunter nicht gut bekam, da diese leicht entflammbar war, worauf wir ihm immer wieder mal seinen Krollekopf in das Spülbecken tauchen mussten, was ihn anfangs verärgerte, während er es später  ulkig fand, da sich diese Performance zu einem Publikumsmagneten entwickelte.

Das ist er vor der Kneipe. Der mit der Wolle im Gesicht und dem trüben Blick ... :-). Damals war die Straße noch eine Autostraße.

Forum in der Wirichsbongardstraße 1975
 
Den Abend- und Nachtumsatz haben wir mit ihm und seiner Frau sowie den ganzen anderen illustren Gestalten dann so gegen 3 oder 4 Uhr in der frühen Nacht in der Kneipe Heppion - die auch Friesenstube genannt ward - versoffen, wo er sich bei der Gelegenheit dann auch schon mal ein Fass Bier "ausborgte", wenn es für eine ordentliche Bestellung beim Getränkelieferanten mal wieder nicht reichte. Die "Bezahlung" wurde bei ihm gerne als "Solidarbeitrag" verbucht.

Irgendwann war´s Irgendwelchen wohl zu viel und er hat sich nach Rotterdam oder Antwerpen abgesetzt.

Von der Gaststätte Heppion (später Friesenstube) gibt es auf der Seite vom Aachener Bild- und Tonarchiv e.V. eine Aufnahme aus dem Jahre 1952 link ( das sechste Bild in der Galerie).
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Im Degraa am Theater hatte ich 1975/´76 meinen ersten Job in Aachen als Tellerwäscher in der Küche für 5,00 DM die Stunde. Das konnte nie langen, für bis zum Millionär durch zu machen aber mein erster Kühlschrank mit Tiefkühler war immer prall gefüllt.

Das hatte ich mir vom Julio abgeguckt ... :-))). Von wegen "Solidarbeitrag"  und so ...

Lange war ich nicht dort. Hab 1977 die Abendschule angefangen und fast zehn Jahre im Eurogress in der Technik gearbeitet.
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Zum Thema Gastronomie - im wirklich aller weitesten Sinne in Aachen - werde ich unter obigen Titel in loser Abfolge immer mal wieder Print-Anzeigen aus meinem Photoarchiv einstellen.

Obwohl chronologisch fast nichts sicher ist, beginne ich mal mit den halbwegs identifizierbaren alten Sachen.

Abgescannt habe ich das Material aus den Aachener Magazinen 1. Aachener Kneipen und Veranstaltungskurier | rülps  aus dem Jahre 1979 (es gab eh nur diese eine Nummer) ...


rülps Februar 1979


... und dem Veranstaltungsmagazin für Aachen | "Die Printe" aus den Jahren vor oder mitten oder sogar bis etwa nach 1983. Keine Ahnung mehr ...

die Printe Dezember 1983

 Jetzt geht´s los!


1979 Pauls Schänke | aus: Die Printe

"Pauls-Schänke"?  Ich kann mich echt nicht erinnern, jemals was von dieser Gaststätte gehört zu haben.
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Wohingegen halb Aachen ohne die folgenden griechischen Läden dem Hungertode geweiht gewesen wäre.

Dinosaurus

Was war das für ein feiner und toller Laden, wo man auch schon mal problemlos auf den Tischen tanzen konnte.

Dinosaurus

Vor paar Jahren war dann Schluss.

Wirtin Athena Kompsopoulos bedauert: Am Sonntag gehen im „Dinosaurus” die Lichter aus Kult-Restaurant macht dicht

und 

„Lennet Kann”, „Insulaner” und „Dinosaurus” machen dicht

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Im altehrwürdigem Limburger Hof fanden nach den Konzerten im Eurogress von Mikis Theodorakis oder Nana Mouskouri die besten After-Shows statt und, - sowieso !!! - der Laden war gut.


Limburger Hof

Na ja! Auch hier hieß es dann 

Limburger Hof schließt nach 46 Jahren

Was da heute drinnen ist, ist kulinarische Sittenstrolcherei ohne gleichen.
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 Was für ein herber Verlust für die Aachener Griechen-Scene war es, als im August 2012 Anestis Georgiadou - der Chef vom Pallas - starb. Ein Schlag in die Magengrube, den viele bis heute nicht verschmerzt haben.

Pallas: Ein Grieche „der ersten Stunde“ schließt

„Jede Menge gute Erinnerungen“: Restaurant Pallas schließt

Das Pallas


Im Pallas hab ich 1983 nach einer halbverhungerten und bodenlosen Pleite-Tramptour per Anhalter von Portugal nach Aachen meine Lebensgeister dank der Hilfe und Gastfreundschaft der Familie Anna und Anestis Georgiadis wieder erlangt. Ich war so voll gefressen, daß mich der Chef mit seinem Auto nach Hause fuhr ...

Die Kinder von den beiden kenne ich schon, wo sie noch auf allen Vieren durch den Laden krabbelten.

Hier das letzte (Abschieds-) Essen in einem öfter mal umgebauten Pallas.

Die letzte Mahlzeit 2012
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Das Knossos ist von den alten Griechen wohl das älteste noch existierende und man kann dort immer noch ganz gut essen.


Das Knossos

Das soll es für´s Erste einstweilen gewesen sein.

Die Tage mach ich mal u.a. was über Madame Dumont und den beiden Jungs vom Türmchen Erwin und Stanek.